Malcom Max # 4: Blutrausch

Mit dem vorliegenden Band Blutrausch legen Peter Mennigen und Ingo Römling  die heiß ersehnte Fortsetzung ihrer atemberaubenden Serie fort.

Widerstrebend kapituliert die ölige Schwere des Nebels vor dem drängenden Licht der Morgenröte.

Mit diesem Satz beginnt Blutrausch. Auf den ersten Blick ist London und Nebel ein (zu) oft verwendetes Klischeé. Doch Mennigen wäre nicht der Autor, der er ist, wenn er auch hieraus etwas Eigenes, etwas Besonderes macht. Der Nebel erhält durch diesen Satz fast schon wesenhafte Züge. Gleichzeitig schafft er  Atmosphäre und saugt seine Leser so ins viktorianische London, das die Grundlage des Malcolm Max Universum verkörpert.

Dass dies gelingt, liegt natürlich auch an den ungemein detailreichen Zeichnungen Ingo Römlings, der das viktorianische London zum Leben erweckt und es so zum heimlichen Co-Star erwachsen lässt.

Malcolm Max # 4 ist mittlerweile schon vor geraumer Zeit erschienen (Februar 2019), aber ich versuche. mich dennoch auf ein Mindestmaß an Spoilern zu beschränken.

Zunächst führt Mennigen mit Solace einen neuen Charakter ein, der die Handlung dieses Bandes wesentlich mitbestimmt. Überhaupt sind es die starken Charaktere, und ihre Interaktionen, die die Handlung erzählen bzw. auch vorantreiben. Unübertroffen sind hierbei die Wortgefechte, die sich Malcolm Max und Charisma Myskina liefern. Ich habe einen Brian Michael Bendis hier schon oft für seine intensiven Dialoge gelobt. aber was Peter Mennigen an feiner Ironie und Wortspielen abliefert, ist schlichtweg unübertroffen. So unterstellt Charisma dem sichtlich eitlen Malcolm die Feinfühligkeit eines gusseisernen Heizkörpers. Der Charme dieser Dialoge ist stellenweise so entwaffnend, dass man mit der eigenen Lachsalve erst einmal fertig werden muss, bevor man weiterlesen kann.

Allerdings schneidet Mennigen auch ernste Themen an, wie die Demonstrationen für das Frauenwahlrecht und wie diese niedergeknüppelt werden sowie die fragwürdigen Behandlungsmethoden in der psychatrischen Anstalt in der damaligen Zeit.

Zum Gesamtkonzept dieser wunderbaren Serie gehören auch die beiden scharfsinnigen, altklugen Schwestern Emmeline und Miranda Finch, die den Inspektor locker in die Tasche stecken und ihn sogar dazu bringen, ihnen seine Unterlagen über einen aktuellen, obskuren Mordfall, zu dessen Lösung er Malcolm Max um Hilfe gebeten hat, zur Verfügung zu stellen.

Spaß macht auch der Geflügelte Rächer, der als sich selbst kommentierender Held über die Dächer Londons fliegt, und es doch nie so ganz schafft, der große Held zu sein, der er offenbar gerne wäre. Seine Identität möchte ich an dieser Stelle nicht preisgeben.

Schließlich entlässt uns das Kreativ-Duo mit einem gekonnt gesetzten Cliffhanger, der uns Band #5 herbeisehnen lässt. Bis dahin kann man sich als Fan der Serie an dem Spin-Off  Die Fälle von Emmeline und Miranda Finch erfreuen. Auch diesen Band werde ich in Kürze vorstellen.

Unbedingt lesenswert ist auch das Zusatzmaterial, Der Blick hinter die Kulissen. Wir erhalten zahlreiche Einblicke ins viktorianische London und darüber auch in die Arbeitsweise von Peter Mennigen und Ingo Römling.

Malcolm Max # 4, Splitter, 72 Seiten, 15,80€

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