Der Dunkle Turm # 6: Die Reise beginnt

Roland Deschain begibt sich auf die Verfolgung von dem Mann in Schwarz, John Farson. Auf seiner Verfolgung trifft er auf einen alten, fast blinden Eremiten und auf Brown, einen weiteren Eremiten, dem er seine Geschichte anvertraut. Bevor er auf seiner weiteren Reise in ein Dorf gelangt, freundet er sich mit einem Billy-Bumbler an und trifft auf den Geist des verräterischen Oberkochs von Gilead, Hax, dessen Verrat Roland als Junge aufgedeckt hatte.

Der vorliegende Band bringt einige Neuerungen mit sich. Jae Lee hat den Bleistift an Sean Phillips weitergegeben. Phillips kann nicht ganz das Niveau von Jae Lee erreichen, aber auch er liefert zweifellos eine bravouröse Leistung ab.

Erstmals weichen Furth und David von ihrem Konzept der linearen Erzählwiese ab. Dies ist auch erforderlich, denn dieser Run zeigt einerseits auf, dass Roland zuvor noch ein Anführer eines Ka-Tets war und nun zwangsläufig zum Einzelgänger geworden ist. Die Ursachen hierfür liegen vordergründig zunächst einmal im Angriff John Farsons auf Gilead und dem Verrat von Rolands Mutter, aber auch bereits in der Vergangenheit. Durch einen Zufall entlarvt Roland Hax als Anhänger John Farsons und als Verräter. Diese Preisgabe des Verrats ist symbolisch Rolands Verlust seiner kindlichen Unschuld, denn eigentlich hatte er sich mit Hax gut verstanden, und der Oberkoch hat Roland und seinen Gefährten immer mal etwas zu Essen zugesteckt, wenn sie mal wieder von Cort bestraft wurden.

So ist auch Rolands Wut auf Hax gleich doppelgleisig zu erklären. Da ist natürlich der Verrat an sich, aber auch der frühzeitige Verlust der Kindheit.

Um dies dem Leser seitens der Autoren näherzubringen, bedarf es natürlich des Stilmittels des Flashbacks, das erstmals konsequent eingesetzt wird.

Doch Stephen King ist auch darauf bedacht, dass das Ka als Antriebskraft und schicksalhaft Verknüpfung von Charakteren der Mittwelt dargestellt wird. Hierzu zählen mit Roland und John Farson natürlich Spieler und Gegenspieler, aber auch die Gefährten, die Roland verloren hat, sowie auch Roland und sein treuer Billy-Bumbler, der ein grausames Schicksal erleidet und nicht zuletzt dafür steht, dass es für die Gefährten in Rolands Dunstkreis oft schlecht aussieht. Daher verlässt Roland auch die zweite Susan, die er auf seiner Reise kennenlernt.

Diese Aspekte in einem Comic um- und als narrativen Aspekt einzubringen, ist ein hoher Anspruch, dem man seitens der Autoren nicht „eben mal so“ gerecht wird. Hierfür bedarf es enger Absprachen, Erstellen von Konzepten und bestimmt auch des Verwerfens des einen oder anderen Konzepts. Auch Stephen King als Original-Autor und Altmeister legt ein wachsames Auge auf die Umsetzung des Romans, in dem wohl sein meistes Herzblut steckt.

Der Gewinner ist der Leser, der ein großartiges Epos vorgelegt bekommt, dessen erzählerische Wucht auch in Band # 6 noch deutlich zu spüren ist.

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