Undertaker # 1: Der Goldfresser

Undertaker, Band 1 (Splitter)Keiner mag ihn und doch braucht ihn jeder über kurz oder lang, so dass das Leben des Undertakers, Jonas Crow, einsam ist. Doch er sucht auch nicht wirklich die Gesellschaft oder Nähe zu anderen Menschen. Dann erhält er einen Auftrag in Anoki City. Als er dort eintrifft, ist er zunächst verwundert, dass sein Auftraggeber noch lebt und sein Ableben wie seine Beerdigung, insbesondere seine Grabstätte, komplett durchgeplant hat.

Grundsätzlich verbindet man mit Western neben ausgelatschten Pfaden so wunderbare Klassiker wie Durango, Comanche oder Blueberry. Mit Undertaker veröffentlicht der Splitter Verlag eine Serie die ordentlich frischen Wind in dieses Genre pustet. Dorison, den wir von W.E.S.T., Heiligtum oder auch Long John Silver kennen, bedient sich einiger cleverer Ansätze, um dies zu gewährleisten. Als Leichenbestatter geht der Titelheld zunächst mal keiner spektakulären Tätigkeit nach, die die große Story verspricht. Dass dem dann doch so ist, garantiert ein düsteres Geheimnis, das am Ende des vorliegenden Bandes zumindest im Ansatz gelüftet wird, aber das ohne jeden Zweifel noch der tieferen Erzählung bedarf. Jonas Crow selbst könnte einem Italo-Western entstiegen sein. Das Setting um ihn herum mit seinen schwarzen Pferden, der Kutsche, die man nur mit seiner ausdrücklichen Erlaubnis besteigen darf, den schwarzen Pferden, die nur auf ihn hören, nebst dem großkalibrigen Revolver und seinem neuen Freund, einem Geier, ist perfekt stimmig und wirkt dennoch völlig klischeefrei.

Außerdem erhält Crow seine Aufträge per Fax, so dass er sich regelmäßig auf Reisen begeben muss, was Raum für Storys ermöglicht.

Mit der asiatischen Dienerin und der Haushälterin, Miss Prairie, die bestimmt auch noch ebenfalls ein Geheimnis umgibt, schafft Dorison ein ungewöhnliches Trio, das den letzten Wunsch ihres verstorbenen Arbeitgebers erfüllen soll. Er will nämlich in seiner ersten Goldmine begraben werden.

Anoki City selbst ist eine Goldgräberstatt und damit ein Schmelztiegel für allerlei finstere Charaktere, die nach dem Tod ihres Arbeitgebers das entstandene Machtvakuum ausnutzen und natürlich ihre Schnitte machen wollen.

Die Zeichnungen Meyers sind auch wegen ihrer Kolorierung sehr atmosphärisch gehalten. Hierfür sorgt primär das Licht und Schatten-Spiel, das gekonnt einzelne Panels ausleuchtet und so das in den Vordergrund stellt, was Meyer betonen bzw. erzählen möchte. In anderen Panels ist wiederum die Kolorierung so gehalten, dass sie die Emotionen der Akteure unterstreicht.  Zu der Western Atmosphäre trägt auch der zynische Unterton bei, den Dorison pflegt. Dieser Ton wird schon gleich auf der ersten Seite eingeschlagen und spricht den Leser an, weil wir uns fragen müssen, wem wir die Stimme aus dem Off zuordnen, bis wir das letzte Panel auf dieser Seite sehen.

Man mag an der einen oder anderen Stelle einwenden, dass Dorison die klassischen Versatzstücke des Westerns zu sehr pflegt. Aber ist das wirklich wichtig? Viel wichtiger ist doch, dass wir einen unterhaltsamen Comic vorgelegt bekommen, auf dessen Fortsetzung ich nur ungern warte. Hierfür mag nicht mal der Cliffhanger an sich sorgen, der nicht völlig funktioniert. Doch die Story an und in sich ist viel zu gut, um zu warten.

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